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Von Consultinnen, Mitgliederinnen und Führungspersoninnen…

Gleichberechtigung von Männern und Frauen – ein Thema, dass sich seit vielen Jahren immer wieder in den Spitzenpositionen von medialen Diskussionen hält. Das ist ja auch gut so. Besonders interessant aus meiner Sicht ist, dass es dabei jeweils nicht nur um Lohn oder Führungspositionen geht, sondern auch immer wieder um Sprache. Politisch korrekt sollen möglichst überall und immer beide Geschlechter genannt werden: Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Besucherinnen und Besucher, Lehrerinnen und Lehrer. Dagegen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden – solange das Ganze trotzdem noch lesbar und vor allem sprachlich korrekt ist, sprich, es tatsächlich zweierlei Bezeichnungen für Männlein und Weiblein gibt.
Aus Textersicht – oder muss ich jetzt Texterinnensicht sagen? – ist es aber manchmal auch schwierig, unter Berücksichtigung dieser Ansprüche flüssig und gut lesbar zu schreiben. Einer meiner Kunden legte kürzlich für dessen Texte im Bereich Personalvermittlung sehr viel Wert darauf, dass stets beide Geschlechter genannt werden, da sie nicht nur Kandidaten vermitteln, sondern natürlich auch Kandidatinnen, und bei ihnen nicht nur Berater arbeiten, sondern selbstverständlich auch Beraterinnen. Wie aber sollten wir bei englischen Funktionsbezeichnungen vorgehen? Suchen sie nur Leader oder auch Leaderinnen? Besteht ihr Team aus Consultants oder etwa auch aus Consultinnen? Ich war froh, dass wir uns zumindest bei diesen Anglizismen auf eine – in Englisch ja für beide Geschlechter gültige – Bezeichnung beschränken konnten, sonst wären die Texte vor lauter Gleichberechtigung am Ende doch eher schwerfällig geworden… Und dann gibt es ja zum Glück noch geschlechtsneutrale Bezeichnungen wie Führungspersonen oder Fachkräfte, die man auch nicht doppelt nennen muss. Dachte ich zumindest bis jetzt… Nun war ich aber kürzlich an der Jahresversammlung der Schweizer Segelfliegerinnen und was ich da hörte, war für mein Texterherz dann doch etwas viel: Es wurden die «Mitgliederinnen» begrüsst und auch in der Vereinsstatistik konstant als solche aufgeführt… Ist es nun Unwissenheit, übertriebenes Streben nach political Correctness oder gar Überheblichkeit, dass der auf Deutsch sächliche Begriff – das Mitglied – nun plötzlich feminisiert wird? Ging vergessen, dass «Mitglieder», wenn auch auf -er endend, ein ganz normaler deutscher Plural ist und weiterhin geschlechtsneutral bleibt? Fühlen sich Männer nicht diskriminiert, wenn Frauen plötzlich ein sächliches Nomen für ihre Diskussion um Gleichberechtigung missbrauchen? Vermutlich war es keine böse Absicht. Vermutlich wollten es die Verantwortlichen einfach nur besonders gut machen, in einem Gremium, dem nur Damen angehören. Sie sind ja auch keine Texterinnen – und vermutlich bin ich die einzige, die sich darüber geärgert hat. Vielleicht haben sich manche sogar explizit darüber gefreut? In diesem Fall müsste ich bei meinem Kunden vielleicht doch mal nachfragen, ob ich seine Texte noch mit Führungspersoninnen und Fachkräftinnen ergänzen sollte… Denn offenbar macht man – ‘tschuldigung, «frau» – das heute so…

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