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Zum Fressen gern: Wenn Früchte und Gemüse Beine bekommen

Mit Essen spielt man nicht! Ein Grundsatz, den Kinder normalerweise schon von klein auf lernen. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass wir zumindest sprachlich doch mit Essen spielen – dann nämlich, wenn beispielsweise Früchte- oder Gemüsesorten plötzlich «Beine bekommen» und zu Personenbezeichnungen werden. Die Aufruhr war ziemlich gross, als Schauspielerin Gwyneth Paltrow ihre 2004 geborene Tochter auf den Namen «Apple» – Apfel – taufte. Äpfel seien so süss und gesund, daher passe das perfekt, argumentierte sie damals… Zugegeben, auch ich nenne meine Tochter hie und da mal «kleine Bohne», und dies, obwohl ich, wie vermutlich die meisten, beim besten Willen keine Parallelen zwischen diesem weit verbreiteten Kosenamen und der Erscheinung meines Babys sehe – und mir eigentlich vorab geschworen habe, ihn nie zu verwenden, haben wir der Kleinen doch einen viel schöneren Namen gegeben…
Nicht alle Vegannamen sind aber so positiv besetzt. Eine Gemüsesorte wurde zum Beispiel erst vor wenigen Jahren vor allem bei der jüngeren Altersklasse prominent: Der «Lauch», ein Begriff für einen dünnen, langen Kerl oder auch für einen eher ungeschickten oder wenig beliebten jungen Mann. Der Begriff stand 2018 in Deutschland sogar zur Wahl als Jugendwort des Jahres – wurde aber nur Vierter. Dabei ist das Phänomen gar nicht so neu, haben doch schon vorherige Generationen eine etwas dümmliche Frau «es Beeri» – eine Beere – genannt…
Als eine Bekannte von mir aber kürzlich in meinem Beisein von einem fremden Kind mit «hoi Bire» – hallo Birne – angesprochen wurde, war ich dennoch etwas perplex. Habe ich den neuesten Jugendtrend verpasst? Hat das Mädchen Beeren und Birnen verwechselt? Oder wollte es einfach frech sein? Ich weiss es nicht. Vielleicht hätten wir das Spiel einfach mitspielen und mit «hallo du hohle Nuss» oder «hoi dumme Zwetschge» antworten sollen… Wie auch immer, manch süsser Frucht und manch leckerer Gemüsesorte wird mit der negativen Bedeutung wohl zu viel Unrecht getan. Egal ob abschätzig gemeinte Nennung oder liebevoller Kosename – bevor wir das nächste Mal eine Person als Obst- oder Gemüsesorte bezeichnen, überlegen wir uns besser, ob wir den besagten Mitmenschen tatsächlich zum Fressen gern haben. Und falls nicht – besser nicht mit Essen spielen!

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