Neben meinem Hauptberuf als Texterin arbeite ich zusätzlich noch in einer Kletterhalle als Kurs- und Eventleiterin. Des Öfteren darf ich in diesem Rahmen auch Kinder instruieren und unterhalten, zum Beispiel, wenn sie ihren Geburtstag mit einem Schnupperklettern in unserer Anlage feiern. Dies ist einerseits klettertechnisch, mitunter manchmal aber auch aus sprachlicher Sicht sehr erheiternd – nicht nur, weil unter den Teilnehmern öfters Kids von Expats sind, die sich miteinander ganz selbstverständlich in einem bunten Wirrwarr von Schweizerdeutsch, Hochdeutsch, Englisch und weiteren Sprachen unterhalten. Nein, auch darum, weil ich dadurch zum einen Sprachtrends und zum anderen auch aktuelle Themen dieser Sprösslinge hautnah mitbekomme. Dass Kinder in Zeiten von Internet und ungefilterter Informationsflut nicht immer nur über altersgerechte Themen reden, ist grundsätzlich ja nichts Neues – vor allem, wenn sie unter sich sind. Oft ist das einfach sehr amüsant und unterhaltsam. Kürzlich habe ich mir an einem dieser Kletterkindergeburtstage die Ohren aber doch ganz schön verdreht: Eine 9-jährige erklärte ihren Gefährtinnen beim Warten vor der Kletterroute mit grösster Selbstverständlichkeit, was denn eine Bordsteinschwalbe sei. Und präzisierte auf Nachfrage einer Kollegin, dass es dabei wirklich nicht um Vögel gehe, sehr wohl aber ums Vögeln! Ich gebe zu, ich war ein wenig irritiert und perplex zugleich und wusste nicht recht, ob ich nun darauf reagieren oder die Angelegenheit einfach überhören sollte… Da das kletternde Mädchen an meinem Seil einen Augenblick später laut rief, es sei nun schon ganz hoch oben und wolle nun wieder nach unten, war die Ablenkung gegeben und die Situation vorerst gerettet…
Das Erlebnis liess mich aber nicht ganz los und so erzählte ich in den nächsten Tagen mehreren Freunden und Bekannten diese irgendwie witzige und doch leicht befremdliche Anekdote. Und stellte fest: Manche von ihnen sollten auch mal eine Warteschlangenlektion bei der 9-jährigen geniessen – wussten viele von ihnen nämlich auch nicht, worum es sich bei einer Bordsteinschwalbe handelt… Oder sie taten zumindest so! Die amüsanteste Reaktion: «Bitte was? Eine Bordschweinschwalbe?!?» Nun, stellt man sich darunter eine Kreuzung zwischen Bordsteinschwalbe und Schwein vor, ist das in manchen Fällen ja vielleicht auch nicht ganz falsch… Dennoch war ich überrascht, wie viele erwachsene Leute diesen, zugegeben zwar schon sehr deutschen und wenig schweizerischen Ausdruck nicht kannten. Nun, so lassen wir am besten offen, ob eine Bordsteinschwalbe nun eher ein Zugvogel ist, der in unseren Gefilden zur warmen Jahreszeit besonders aktiv wird, oder ihr Name viel mehr schlicht die Fantasie mancher Zuhörer beflügelt… Diejenigen, die es genauer wissen wollen, kann ich gerne mit der 9-jährigen aus der Kletterhalle bekannt machen!