Kürzlich in einer der auflagenstärksten Wochenzeitungen der Schweiz: «Butter ist durch seinen hohen Fettanteil ein hervorragender Geschmacksträger und in Massen genossen gar nicht zu verteufeln», stand da. Aber was nun? In Massen oder Massen? Natürlich, der auch nur minimal ernährungsbewusste Leser merkt, dass hier ein massvoller Konsum und nicht der Verzehr in rauen Mengen gemeint ist. Verständlichkeit bringt aber allein der Kontext – zumindest in der Schweiz, wo wir beide Wörter mit «ss» schreiben, obwohl deren Bedeutung durchaus gegensätzlich sein kann.
In Deutschland wäre dies nämlich ein Fall für das sogenannte «Scharf-S» oder «Esszett», das in der Schweizerischen Schriftsprache nicht verwendet wird. Das was? Ja, dieses Doppel-S-Zeichen, das einem grossen B ähnlich sieht und stets Texte aus Deutscher Quelle entlarvt – um nicht zu sagen, uns Schweizer so oft des Copy-Paste ab Internet überführt… Dasjenige, das für Publikationen in der Schweiz stets zu ss geändert wird, auch wenn es meist nur zu Sympathiezwecken ist. Und dessen Anwendungs-Regeln hierzulande normalerweise niemand lernt und daher auch kaum jemand kennt.
Dabei wäre eine Faustregel so einfach – und damit im oben genannten Fall auch sehr klärend: Das Scharf-S wird nach einem langen Vokal verwendet, das bei uns übliche Doppel-S nach einem kurzen. In Deutschland würde Butter im obigen Beispiel also «in Maßen genossen», statt «in Massen» – wodurch sämtliche Missverständnisse erst gar nicht entstünden und die Ernährungsempfehlung eindeutig wäre. Das Scharf-S verhilft in diesem Fall also nicht nur zu Klarheit, sondern auch zu Gesundheit.
Im Hinblick auf die bevorstehende Weihnachtszeit ziehe ich die schweizerische Schreibweise aber zugegeben vor: Bei den vielen butterlastigen Guetzli-Rezepten und Grittibenz-Teigen ist es doch einfach herrlich, Butter auch mal mit gutem Gewissen – wie empfohlen – «in Massen» zu geniessen!