Es gibt diese Leute, die beim Reden einen Tick haben. Die nach jedem dritten Wort «ääähm» oder «also» sagen, jeden Satz mit «weisst du» beenden oder immer und immer wieder den gleichen Begriff benutzen – so, dass man gar nicht mehr hinhört, was das Gegenüber eigentlich erzählt. Man ist nur noch auf diesen einen Ausdruck fixiert, wartet gespannt, bis er wiederkommt, ärgert sich innerlich leicht, sobald es soweit ist, denkt aber triumphierend «wusst ich’s doch!» und zählt in Gedanken mit – wieder ein Strich mehr...
Kennen Sie das? Ich auch! Erst kürzlich ist es wieder passiert. Und zwar, als ich mir im Fernseher das Halbfinale von «The Voice of Germany» ansah – beziehungsweise anhörte. Welches Wort mich so triggerte? «Unfassbar!» Unfassbar, denken Sie nun vielleicht… Aber, obwohl sich manche der Coaches durchaus eloquent ausdrücken, fiel mir schon früh in der Staffel auf, dass einige von ihnen diesen Begriff schon fast inflationär verwendeten: Der Gesang der Kandidaten ist unfassbar schön, der Song unfassbar schwierig oder der Fortschritt unfassbar toll. Der Ausdruck mag ja hin und wieder angebracht sein – aber es gäbe in unserer vielfältigen deutschen Sprache doch so zahlreiche passende Alternativen. Ein Online-Wörterbuch liefert gar über 40 Synonyme, die anstelle von «unfassbar» situativ in die TV-Show passen würden. Die Talente könnten also zum Beispiel auch mal überragend, fabelhaft oder sensationell klingen, das Lied ausserordentlich, enorm oder überaus schwierig und der Fortschritt verblüffend, spektakulär oder beispiellos sein.
Nun, vielleicht sind nicht alle Musiker sprachaffin – müssen sie grundsätzlich auch nicht. Von den Coaches mit Deutsch als Muttersprache, die alle auch aktive Songwriter sind und sich im Rahmen ihrer Liedtexte bewiesenermassen sehr differenziert mit Sprache und Wortwahl auseinandersetzen, hätte ich aber schon ein etwas reichhaltigeres Vokabular erwartet – zumal sie ja jeweils einen ganzen Auftritt lang Zeit haben, zu überlegen, was sie nachher sagen wollen. Aber weiter ging’s: Unfassbar da, unfassbar dort… Ich konnte nicht anders und begann, innerlich Striche zu machen, einer nach dem anderen. Das war ganz schön viel Arbeit. Und dann wurde es auch noch stressig: Als einer der Coaches den Ausdruck innert nur 30 Sekunden tatsächlich dreimal benutzte, um die Leistung einer Sängerin zu beschreiben, geschah es – ich verpasste die Entscheidung, wer ins Finale einzieht, weil ich noch damit beschäftigt war, die gedankliche Strichliste nachzuführen… Ausgesprochen schade, nicht? Oder, wie einige der Coaches kommentieren würden – einfach unfassbar!
Ich kenne das zu gut