Plötzlich war er wieder präsent, als ich letzte Woche erstmals diesen Winter auf den schmalen Latten stand: Der Kampf, den ich letzte Saison mit dem Langlaufen hatte. Weniger auf der Loipe als viel eher an der Tastatur. Denn Langlaufen ist nicht nur als Bewegungsablauf komplex, sondern auch grammatikalisch. Das habe ich vorigen Winter am eigenen Leib erfahren, als ich gleich mehrere Langlauf-Events kommunikativ unterstützen und entsprechend viel darüber schreiben durfte.
Langlaufen ist als Verb längstens nicht so dynamisch, wie als Sport. Es ist zwar im Duden als deutschsprachiges, starkes Verb eingetragen – viele Konjugationsformen davon sind aber schlicht inexistent, zum Beispiel die Gegenwart oder die Vergangenheitsform Präteritum. Oder hat jemand schon mal «ich langlaufe» oder «wir liefen lang» für den Gleitsport auf Schnee gehört? Das klingt für das deutschsprachige Ohr doch ziemlich schief... Zusammengesetzte Zeitformen, wie beispielsweise das Perfekt, sind gemäss Duden grundsätzlich zugelassen: «Ich bin langgelaufen» ist also zwar korrekt, aber doch sehr selten und entsprechend fremd. In einem anderen, durchaus breit genutzten Online-Wörterbuch kommt sogar die Meldung: «Das Verb langlaufen ist nicht in unseren gegenwartssprachlichen lexikalischen Quellen vorhanden»… Was also tun? Für einen natürlich klingenden Text bleibt oft nur, auf Umschreibungen auszuweichen: Ich betreibe Langlauf, wir gehen langlaufen, sie messen sich im Langlauf oder ihr dreht Runden auf der Loipe – sprachlich halt eher schwerfällig. Je nach Kontext lohnt es sich auch häufig, einfach auf laufen oder skaten zu reduzieren – textlich etwas leichtfüssiger.
Trotz aller Komplexität, die Langlaufen mit sich bringt: Für einmal ist der deutschsprachige Begriff um einiges knapper und weniger umständlich als der englische: Gegenüber Cross-country skiing – wörtlich übersetzt Überland-Skilaufen – ist langlaufen fast schon elegant, zumal auch die verbale Aussage «I ski cross-country» ebenfalls unpässlich ist und es viel eher «I do cross-country skiing» heissen muss.
Zudem gibt es im deutschsprachigen Raum beherzte Vorstösse, das Verb langlaufen flexibler und damit gefühlt auch aktiver zu machen. So bewirbt ein Schweizer Bergkanton diesen Winter seine Nordic-Challenge mit dem Slogan «Alle laufen lang». Aus meiner Sicht ein mutiger und willkommener Versuch, das Verb zu vereinfachen und seine pragmatische Anwendung aus der Praxis heraus zu etablieren. Sollte sich dies tatsächlich durchsetzen, würde mein persönlicher Langlaufkampf zukünftig wieder vermehrt auf der Loipe statt an der Tastatur stattfinden – was durchaus nach meinem Geschmack wäre. In diesem Sinne montiere ich nun mal meine Langlauf-Skis und laufe eine Rund lang! Und du?