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Von mit und ohne Bindestrichen – oder wie der Deppenleerschlag den Texterherzschlag beeinflusst…

Es mag kleinlich sein – aber was ich in meinen Lektoraten und Korrektoraten wohl am meisten korrigiere, ist das, was liebevoll auch Deppenleerschlag genannt wird: Also fehlende Bindestriche bei eigentlich zusammengesetzten Wörtern. Ich mache also den All in One Drucker zum All-in-One-Drucker, das Echtzeit Feedback zum Echtzeit-Feedback und aus dem 3er Etui ein 3er-Etui, auch wenn das natürlich viel spiessiger ist... Manchmal wird es als pingelig wahrgenommen, wenn ich das fehlende Strichlein ergänze – meist versteht man doch wohl auch ohne, was gemeint ist – und schliesslich kommen Smartphone-Nachrichten und das Englische ja auch sozusagen ohne aus... Ja, oftmals ist etwas auch ohne Bindestrich verständlich – ist auf Deutsch halt einfach nicht korrekt. Denn zusammengehörende Wortgruppen müssen im Deutschen aneinander geschrieben werden – und da sind auch ganz lange Wortketten erlaubt, wie zum Beispiel Finanzdienstleistungsunternehmen oder Dampfbahnvereinsvorstand. Dient es der besseren Lesbarkeit, also üblicherweise bei langen Wörtern ab vier Wortteilen oder bei Kombinationen mit fremdsprachigen Begriffen, dürfen Bindestriche gesetzt werden, also etwa Finanz-Dienstleistungsunternehmen, Dampfbahn-Vereinsvorstand oder eben Echtzeit-Feedback. Da die vorangehenden Wortteile aber stets den letzten genauer beschreiben, gehört die Gruppe zusammen und darf nicht einfach durch ein Leerzeichen getrennt werden – auch wenn man das möglicherweise verstehen würde…

Und manchmal macht das unscheinbare Strichlein eben gar doch den entscheidenden Unterschied in der Bedeutung, insbesondere, wenn es als Stellvertreter für einen ausgesparten Wortteil steht. So zum Beispiel kürzlich auf einer Speisekarte in Tirol: «Oetztaler Tris», hiess das Menu, gemäss Karte bestehend aus Schlutzkrapfen, Spinat und Kasspressknödel. Mmmh, lecker, dachte ich. Etwas Währschaftes, kombiniert mit frischem Gemüse – das bestell ich! Als das Gericht kam, war ich etwas überrascht. Das Blattgemüse fehlte, dafür lagen dreierlei Teigspeisen auf dem Teller – eine davon etwas grünlich… Es dämmerte mir. Es handelte sich offensichtlich nicht um Spinat, sondern um Spinatknödel. Der Bindestrich auf der Karte hätte das Missverständnis ausgeschlossen: Bei «Schlutzkrapfen, Spinat- und Kasspressknödel» wäre klar gewesen, dass das Gemüse nicht in separater Form auf den Teller kommt. Zugegeben – ich hätte das Menu wohl auch bestellt, wenn es auf der Karte korrekt mit Bindestrich notiert gewesen wäre, weil ich solche Speisen einfach liebe. Nichtsdestotrotz hat das Texterherz in mir in solchen Fällen immer einen kurzen Aussetzer. Mein Aufruf daher: Füllt den Deppenleerschlag doch bitte mit dem Bindestrich, sodass nicht nur der Text, sondern auch der Texterherzschlag flüssig bleibt…

PS: Für alle, die sich über das Thema weiter amüsieren mögen: Das Internet bietet im Bereich Deppenleerschlag und fehlende Bindestriche eine wirklich sehr bunte Auswahl an prächtiger Unterhaltung… Einfach mal googlen – es lohnt sich!

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